tom hat geschrieben:Da wird plötzlich von "Berufsrisiko" einer Prostituierten geschrieben... und somit für eine niederträchtige Abschlachtung eines Menschen quasi um Verständnis gebeten. Unglaublich.
Sali Tom,
Dass es sich um ein Berufsrisiko handelt, ist einfach eine Tatsache. Eine Nähschullehrerin geht vielleicht das Risiko ein sich an einer Nadel stechen: das ist ihr Berufsrisiko.
Das heisst überhaupt nicht, dass Michaels Tat dadurch gerechtfertigt oder akzeptiert wird. Es ist nur eine Tatsache, dass die Frau mit ihrem Job mit einem Publikum in Berührung kam, von dem eine gewisse Gefahr aus geht. Es gibt noch manch andere gefährliche Berufe, z.B. Schwergewichtsboxer, Rennfahrer (wenn der Schuhmacher mit auf der Strecke war) usw.
Anderseits bin ich mit Dir 100% einverstanden: wenn ein Thai Girl an einer Parade eine Nazi Uniform trägt, so ist das nicht das gleiche wie wenn sich ein Deutscher ein Hackenkreuz-Stecker ins Ohr montiert.
Nachdem ich die Bilder dieses Michaels sah, sagte ich mir: wenn ich den irgend wo angetroffen hätte, hätte ich mein Bier an einem anderen Tisch getrunken. Und wenn er mit ein paar seiner Freunde dort gewesen wäre, wäre ich in ein anders Lokal gegangen.
Das illustriert wiederum das Problem der Frau: sie ging nicht an einen anderen Tisch, sondern liess sich mit ihm ein. Nun - wenn ich das Risiko eines Kontakts mit diesem Michael gescheut hätte - ging sie dann kein Risiko ein? Und ging sie dieses Risiko nicht berufsbedingt ein? So versteh ich das mit dem Berufsrisiko. Ganz unemotional und ohne irgend jemanden oder irgend etwas zu bewerten: sie ging wegen ihrem Beruf das Risiko ein, mit jemanden zu geschäften, von dem ich Abstand gehalten hätte.
Ich bin sehr für sachliche Diskussionen. Leider führt das in E-Mails und Foren immer wieder zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen die dann in Gehässigkeiten ausarten. Kennen wir doch alle zur Genüge - oder? Daher ist es wichtig, dass wir versuchen den anderen zu verstehen - auch wenn eine Formulierung einmal nicht ganz geglückt ist. Es geht darum die anderen
verstehen zu wollen.
Auf keinen Fall soll man den anderen etwas unterstellen: zum Beispiel, dass jemand die Tat von Michael für akzeptabel halte, nur weil dieser jemand vom Risiko, das die Frau einging, schreibt.
Ok, und da wir uns nun wieder verstehen: Ich sage auch noch, dass die Frau ein erhöhtes Risiko ein ging. Wäre sie mit älteren, impotenten und/oder versoffenen Herren gegangen, wäre sie ein geringeres Risiko eingegangen, als mit diesem sicher knusprigeren und potenteren Boy mit Hakenkreuz-Ohrring. Entweder wusste sie die Zeichen nicht zu deuten, oder sie überschätzte sich, meinte mir ihrem Charme ihn immer wieder besänftigen zu können. Diese Fehlbeurteilung hat ihr das Leben gekostet. Auch das ist eine Tatsache. Hätte sie das Potential des Typen richtig eingeschätzt, hätte sie sicher die Finger von ihm gelassen.
Tom, verstehen wir uns immer noch richtig? Ich will mit dem in keiner Weise den Michael in Schutz nehmen oder ihr eine Mitschuld zusprechen. Ihre Fehlbeurteilung hat nichts mit dem Messer und was der Michael damit machte zu tun. Aber ihre Fehlbeurteilung war trotzdem eine Vorbedingung damit es zu dieser Tat kommen konnte. Immer nochmals: das rechtfertigt nichts...
Oder sagen wir es nochmals anders: wenn sie statt den Michael, einen sympatischen Typen wie Dich angelacht hätte, dann hätte sie vielleicht weniger Geld aus Dir heraus geholt, wäre aber noch am Leben. Einerseits Berufsrisiko - und anderseits seinen Job professionell machen: dazu gehört auch, die Risiken richtig einzuschätzen. Auf der Formel 1 Rennbahn wäre das: kann ich es wagen, den Sch. zu überholen - oder ist mir das einfach zu gefährlich... An der Bar: soll ich den Typen...?
Mit freundlichen Grüssen
Thedi