Re: Kriegsrecht in Thailand
Verfasst: 06.08.2014 13:03
[quote="sunnyboy";p=58081]Finde ich wirklich gut, welche Mühe du dir machst um die Situation ganzheitlich zu beleuchten. In div. Nachbarforen liest man nur persönliche Meinungen.
Gruß Sunnyboy[/quote]
Nur um es nochmal klarzustellen, die Situation beleuchtet ein guter Freund von mir, der Karsten. Er ist auch in den Händen einer hübschen, schlauen Frau aus Thailand.
Karsten hat mir ein neues Update gesendet, mit chookdee Freigabe für euch.
Hallo zusammen,
In der Zwischenzeit ist einiges passiert und so langsam kann man die neuen Strukturen erkennen…
Das bedeutendste ist natürlich die Übergangsverfassung:
Gruß, Karsten
Übersetzung der Übergangsverfassung (Englisch):
http://lawdrafter.blogspot.de/2014/07/t ... m.html?m=1" onclick="window.open(this.href);return false;
Übersicht über die politische Struktur in der Übergangszeit - ein Vergleich mit den Strukturen der ehem. DDR drängt sich auf:
https://passauwatchingthailand.files.wo ... g-2014.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;
Kommentar dazu:
http://passauwatchingthailand.com/2014/ ... n-politik/" onclick="window.open(this.href);return false;
Die Nationalversammlung ist mittlerweile zusammengekommen:
http://asiancorrespondent.com/125281/in ... -assembly/" onclick="window.open(this.href);return false;
Wenig überraschend wird sie vom Militär dominiert. Wie stark die Auswirkungen dieser Dominanz wird, ist schwer abzuschätzen. Die NLA hat lediglich die Aufgabe, als Übergangsparlament bis zu den Neuwahlen zu arbeiten. Es geht hier also eher um einen halbwegs demokratischen Anstrich für die Entscheidungen der NCPO und um eine Unterstützung der Übergangsregierung, die demnächst ihre Arbeit aufnehmen wird.
Grundsätzliche, gravierende oder weitreichende Entscheidungen werden hier sicherlich nicht getroffen - die Situation ist eher vergleichbar mit den, was wir in der ehemaligen DDR hatten: Es gab ein Parlament und eine Regierung, die Dinge diskutiert und Entscheidungen vorbereitet haben, aber die letztendlich Entscheidung lag beim Politbüro (das man mit dem NCPO gleichsetzen kann). Es bedeutet letztlich nur, dass die Politik von Prayuth aus den letzten Monaten fortgeführt wird, bis es eine neue Verfassung gibt.
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Ist die Politik von Prayuth gut oder schlecht ?
Darauf gibt es keine eindeutige Antwort - auch in der DDR gab es gute und schlechte Dinge. Und von außen ist es sehr schwer zu beurteilen. Was ich derzeit sehe: der Druck auf die Gesellschaft wird von einem großen Teil der Bevölkerung getragen. Offene Proteste sieht man nicht. Das kann natürlich auch an einer funktionierenden Propaganda liegen, aber auch die Kanäle, die bekannt für radikalere Einstellungen gegen das Establishment sind, erscheinen ausgedünnt. Wie viel von dieser Reaktion auf echte Akzeptanz zurück zu führen ist und wie viel auf Angst lässt sich von außen nicht feststellen. Berichte aus diversen Foren deuten derzeit noch eher in Richtung Akzeptanz, das Bild mag aber falsch sein.
Die sichtbarste Auswirkung ist das vordergründige Streben nach Recht und Ordnung. Auf der einen Seite ist das sehr zu begrüßen, denn es dämmt die vorherrschende Korruption ein. Aber es gibt eine Kehrseite: die thailändische Gesellschaft basiert auf den Vorteilen, die die Menschen aus der Korruption ziehen: ich helfe Dir, Du hilfst mir, eine Hand wäscht die andere. Ohne dieses System könnten viele Menschen nicht existieren: viele einfache Leute leben von Gefälligkeitsdiensten, die erst durch die Grauzone möglich werden. Dadurch, dass sich der graue Bereich verlagert und verkleinert, werden viele Menschen in ihrer Existenz verunsichert oder bedroht.
Dass man das nicht pauschal beurteilen darf, kann man an der Bauwirtschaft sehen, die von Fremdarbeitern dominiert wurde. Durch die veränderten Regeln haben nach einigen Quellen ca. 500.000 Menschen in erster Reaktion Thailand wegen falscher Papiere und ungeklärter Visa-Themen Thailand verlassen (vor allem Kambodschaner und Burmesen). Ca. 100.000 davon scheinen in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt zu sein. Man kann davon ausgehen, dass dadurch viele Arbeitsplätze unbesetzt sind - eine Chance für Menschen, die durch den Wegfall des Graubereichs kein Einkommen mehr haben.
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Ist es gut, dass die Politik von Prayuth weiter geführt wird ?
Wie man erkennen kann, greifen die Veränderungen sehr tief in die Strukturen von Thailand ein. Einerseits werden bestehende legale wirtschaftliche Strukturen nicht angetastet und erhalten, andererseits wird vieles in Frage gestellt. Die Menschen sind sicherlich verunsichert. Eine offene Diskussion, wie wir sie aus einer westlichen Demokratie kennen, würde diese Verunsicherung nur verstärken - ist die Unterdrückung der Diskussion deshalb positiv zu sehen ? Oder überwiegen die Nachteile der fehlenden Diskussion - dass man Dinge übersieht und der gesellschaftliche Konsens bei einigen Dingen nicht erreicht wird ? Eine allgemein gültige Antwort wird man erst in einigen Jahren haben, wenn man die langfristigen Auswirkungen auf das Land erkennen kann.
Eine Umkehr zurück zur alten politischen Situation würde die Menschen erst recht verunsichern - zumal viele alte Strukturen bereits zerschlagen sind und in vielen Bereichen eine Rückkehr zum alten Status nicht mehr möglich ist. Die Fortführung der aktuellen Politik innerhalb der Struktur der Übergangsverfassung gibt den Menschen zumindest ein gewisses Maß an Orientierung und Sicherheit. Die gesellschaftlichen Risiken, die durch einen möglichen Machtmissbrauch entstehen, sind natürlich nach wie vor gegeben.
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Noch eine interessante Analyse der Wirtschaftsbeziehungen:
http://passauwatchingthailand.com/2014/ ... iland-usa/" onclick="window.open(this.href);return false;
Gruß Sunnyboy[/quote]
Nur um es nochmal klarzustellen, die Situation beleuchtet ein guter Freund von mir, der Karsten. Er ist auch in den Händen einer hübschen, schlauen Frau aus Thailand.
Karsten hat mir ein neues Update gesendet, mit chookdee Freigabe für euch.
Hallo zusammen,
In der Zwischenzeit ist einiges passiert und so langsam kann man die neuen Strukturen erkennen…
Das bedeutendste ist natürlich die Übergangsverfassung:
Gruß, Karsten
Übersetzung der Übergangsverfassung (Englisch):
http://lawdrafter.blogspot.de/2014/07/t ... m.html?m=1" onclick="window.open(this.href);return false;
Übersicht über die politische Struktur in der Übergangszeit - ein Vergleich mit den Strukturen der ehem. DDR drängt sich auf:
https://passauwatchingthailand.files.wo ... g-2014.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;
Kommentar dazu:
http://passauwatchingthailand.com/2014/ ... n-politik/" onclick="window.open(this.href);return false;
Die Nationalversammlung ist mittlerweile zusammengekommen:
http://asiancorrespondent.com/125281/in ... -assembly/" onclick="window.open(this.href);return false;
Wenig überraschend wird sie vom Militär dominiert. Wie stark die Auswirkungen dieser Dominanz wird, ist schwer abzuschätzen. Die NLA hat lediglich die Aufgabe, als Übergangsparlament bis zu den Neuwahlen zu arbeiten. Es geht hier also eher um einen halbwegs demokratischen Anstrich für die Entscheidungen der NCPO und um eine Unterstützung der Übergangsregierung, die demnächst ihre Arbeit aufnehmen wird.
Grundsätzliche, gravierende oder weitreichende Entscheidungen werden hier sicherlich nicht getroffen - die Situation ist eher vergleichbar mit den, was wir in der ehemaligen DDR hatten: Es gab ein Parlament und eine Regierung, die Dinge diskutiert und Entscheidungen vorbereitet haben, aber die letztendlich Entscheidung lag beim Politbüro (das man mit dem NCPO gleichsetzen kann). Es bedeutet letztlich nur, dass die Politik von Prayuth aus den letzten Monaten fortgeführt wird, bis es eine neue Verfassung gibt.
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Ist die Politik von Prayuth gut oder schlecht ?
Darauf gibt es keine eindeutige Antwort - auch in der DDR gab es gute und schlechte Dinge. Und von außen ist es sehr schwer zu beurteilen. Was ich derzeit sehe: der Druck auf die Gesellschaft wird von einem großen Teil der Bevölkerung getragen. Offene Proteste sieht man nicht. Das kann natürlich auch an einer funktionierenden Propaganda liegen, aber auch die Kanäle, die bekannt für radikalere Einstellungen gegen das Establishment sind, erscheinen ausgedünnt. Wie viel von dieser Reaktion auf echte Akzeptanz zurück zu führen ist und wie viel auf Angst lässt sich von außen nicht feststellen. Berichte aus diversen Foren deuten derzeit noch eher in Richtung Akzeptanz, das Bild mag aber falsch sein.
Die sichtbarste Auswirkung ist das vordergründige Streben nach Recht und Ordnung. Auf der einen Seite ist das sehr zu begrüßen, denn es dämmt die vorherrschende Korruption ein. Aber es gibt eine Kehrseite: die thailändische Gesellschaft basiert auf den Vorteilen, die die Menschen aus der Korruption ziehen: ich helfe Dir, Du hilfst mir, eine Hand wäscht die andere. Ohne dieses System könnten viele Menschen nicht existieren: viele einfache Leute leben von Gefälligkeitsdiensten, die erst durch die Grauzone möglich werden. Dadurch, dass sich der graue Bereich verlagert und verkleinert, werden viele Menschen in ihrer Existenz verunsichert oder bedroht.
Dass man das nicht pauschal beurteilen darf, kann man an der Bauwirtschaft sehen, die von Fremdarbeitern dominiert wurde. Durch die veränderten Regeln haben nach einigen Quellen ca. 500.000 Menschen in erster Reaktion Thailand wegen falscher Papiere und ungeklärter Visa-Themen Thailand verlassen (vor allem Kambodschaner und Burmesen). Ca. 100.000 davon scheinen in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt zu sein. Man kann davon ausgehen, dass dadurch viele Arbeitsplätze unbesetzt sind - eine Chance für Menschen, die durch den Wegfall des Graubereichs kein Einkommen mehr haben.
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Ist es gut, dass die Politik von Prayuth weiter geführt wird ?
Wie man erkennen kann, greifen die Veränderungen sehr tief in die Strukturen von Thailand ein. Einerseits werden bestehende legale wirtschaftliche Strukturen nicht angetastet und erhalten, andererseits wird vieles in Frage gestellt. Die Menschen sind sicherlich verunsichert. Eine offene Diskussion, wie wir sie aus einer westlichen Demokratie kennen, würde diese Verunsicherung nur verstärken - ist die Unterdrückung der Diskussion deshalb positiv zu sehen ? Oder überwiegen die Nachteile der fehlenden Diskussion - dass man Dinge übersieht und der gesellschaftliche Konsens bei einigen Dingen nicht erreicht wird ? Eine allgemein gültige Antwort wird man erst in einigen Jahren haben, wenn man die langfristigen Auswirkungen auf das Land erkennen kann.
Eine Umkehr zurück zur alten politischen Situation würde die Menschen erst recht verunsichern - zumal viele alte Strukturen bereits zerschlagen sind und in vielen Bereichen eine Rückkehr zum alten Status nicht mehr möglich ist. Die Fortführung der aktuellen Politik innerhalb der Struktur der Übergangsverfassung gibt den Menschen zumindest ein gewisses Maß an Orientierung und Sicherheit. Die gesellschaftlichen Risiken, die durch einen möglichen Machtmissbrauch entstehen, sind natürlich nach wie vor gegeben.
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Noch eine interessante Analyse der Wirtschaftsbeziehungen:
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