Ich entschloss mich im Juni 1999 die thailaendische Sprache zu erlernen, eigentlich in dem Augenblick als feststand, dass ich Bangkok zu meiner neuen Heimat machen wuerde. Somit kaufte ich mir in einer Buchhandlung vor Ort ein Buch (Erstauflage 1965) in englischer Sprache. Weiss gar nicht mehr welchen Titel es hatte. "Easy Thai" oder so. Gab damals noch nicht so viele Angebote diesbezueglich und in der Buchhandlung der Kleinstadt Holzminden, Niedersachsen wo ich damals lebte, hatten sie noch nicht einmal ein thailaendisches Woerterbuch. Dieses kleine "Kauderwelsch-Buechlein" mit begleitender Audio-Kasette war das einzige was dort in Sachen thaiaendisch-deutsch zu bekommen war.Volker hat geschrieben: @Tramaico
Mich wuerde interessieren, mit welcher Methodik Du Thai gelernt hast. Ich bin einfach
ein fauler Sack und meine Famile macht es mir allzu leicht.![]()
Im besagten Juni 1999 fing ich dann richtig an. Morgens um 6 Uhr auf dem Bahnhof in Frankfurt, als ich gerade von Bangkok kommend auf den IC nach Goettingen wartete. Ich schrieb an diesem Morgen meinen ersten thailaendischen Buchstaben. Ein ror ruea uebrigens. Mein Entschluss war, die thailaendische Sprache besser als alle anderen Auslaender zu erlernen, ohne dabei jemals die Schulbank zu druecken. Besonders motiviert war ich durch die Aussage einer thailaendischen Reiseleiterin, Guea war ihr Spitzname, bei meiner ersten Thailandreise ueberhaupt, dass Auslaender nicht in der Lage seien die thailaendische Sprache zu erlernen.
Da ich mich zu dieser Zeit auch von meiner deutschen Ehefrau trennte, hatte ich ausreichend Zeit mich in jeder freien Minute der Spracherlernung zu widmen. In der Fruehstueckspause in meinem fruehren Job schrieb ich unentwegt thailaendsiche Vokabeln. Seitenweise. Krueang duud fun (Staubsauger) habe ich sicherlich hunderte Male geschrieben. Abends im Bett liess ich mich durch die Kauderwelsch-Audiokasette in den Schlaf labern. Mein groesstes Problem war eigentlich das Verstehen. Die Faehigkeit mich einigermassen verstaendlich ausdruecken zu koennen kam ziemlich schnell, doch ich verstand die Leute nicht. Besonders nicht die Frauen, die beim Sprechen so quietschten und nuschelten. Hat tatsaechlich ca. so 2 - 3 Jahre im Land gebraucht, bis aus dem "Quietschen" und "Nuscheln" langsam verstaendliche Worte und Saetze wurden.
Somit runzelt sich dann bei mir auch die Stirn, wenn mancher Auslaender behauptet, dass er zwar nicht sprechen koenne aber praktisch alles verstehe. Das dieses nicht der Fall ist bestaetigt sich meist unmittelbar wenn eine Fragestellun ueber "wie geht es Dir?" oder "wie ist Dein Name?" herausgeht.
Natuerlich waren da einige Barrieren, die es zu nehmen galt. Glaube es hat 1,5 Jahre gedauert, bis ich ngor ngu endlich verstaendlich aussprechen konnte. Das manchmal haemische Gelaechter demotivierte mich aber nicht, sondern im Gegenteil es motivierte mich. Fliessendes akzentfreies thailaendisch zu sprechen, ohne jemals Unterricht genommen zu haben. Leider steht es durch diese Dickkoepfigkeit nicht besonders gut mit meiner Rechtschreibung. Okay, lesen, Formulare ausfuellen, Einkaufslisten schreiben etc. ist kein Problem aber richtige echte Aussagen und Statements in thailaendischer Sprache zu schreiben, dazu bin ich (noch) nicht in der Lage. Dafuer fehlt mir dann wiederum die Zeit und auch (noch) die Motivation. Habe aber ein sehr gutes Buch mit dem Titel "Write like a Manager in Thai". Beispielbgeschaeftsbriefe, Kurznotizen etc. in englisch/thai. Muesste ich eigentlich oeffters mal zu Hand nehmen.
Verbal schwurbeln kann ich nach nunmehr fast 11 Jahren praktisch wie ein Politiker aber leider die Rechtschreibung. Ht es tatsaechlich ganz schoen in sich. Zwischenzeitlich sagen meine Gespraechspartner schon lange nicht mehr "put thai geng maak" sondern "tammai put thai chaat maak". Das Ziel thailaendisch fliessend und akzentfrei zu sprechen ist somit in greifbare Naehe gerueckt und ich hoere bereits seit langem auch, wenn jemand thailaendisch mit Akzent spricht.
Ausschlaggebend war hier natuerlich die staendige Praxis, dass heisst taegliche Kommunikatin in thailaendisch zu 95%. Quatsche jeden voll, der mir in die Quere kommt. Den Polizisten an der Ecke, die Motorradtaxifahrer, den rastenden rauchenden Taxifahrer etc. etc. "Ziemlich heiss heute" oder "Na, am fruehstuecken?" in Bezug auf den rauchenden Taxifahrer oder auch "Na, Kanninchen geschossen" an den, der da gerade ins Gebusche gepinkelt hat. Das Eis ist dann meist sofort gebrochen.
Der Farang-Effekt, die Neugier. Eine laengere Konversation ueber Gott und die Welt, die Politik in Thailand, die schreckliche heutige Jugend, das faellige Schulgeld, Attraktivitaet der hiesigen Frauen entspringt. Trennen wir uns dann, dann weiss mein Gespraechspartner, dass dieser Farang eigentlich kein Farang ist, sondern einer von ihnen. Und wieder bin ich ein Stueck auf meinem Weg weitergekommen. Nein, nicht durch Geld, Bildung, Einfluss, Kontakte sondern im Gespraech mit dem einfachen Menschen auf der Strasse. Meine Quelle des Wissens, meine Lehrmeister der thailaendischen Sprache und somit ist dann auch vielleicht verstaendlich, warum ich einen Scheiss auf Steintischgebabbel lege oder die Expertise von Korrespondenten, die da ihr "Thailandwissen" und ihre Analysen in auslaendischen Medien an die auslaendische o-muendige Leserschaft weitergeben.
Learning AND living by doing. Meine Devise und Teufel, ich fahre gut und verdiene zwischenzeitlich sogar recht gutes Geld damit.
