Ein befreundetes Paar aus München macht jedes Jahr hier Urlaub. In den letzten Jahren ist das Programm stets dasselbe: eine Nacht im
Arnoma, ein paar Tage bei ihrer Familie auf dem Lande bei Pitsanulok, zwei Wochen im Hilton in Hua Hin und vor dem Abflug 1-2 Nächte wieder im Arnoma. Nun, er ist 86, da macht man keine großen Unternehmungen mehr. Für die Fahrten buchen sie immer den gleichen Chauffeur mit seinem Van.
Wir begleiteten sie gestern wie immer vom Flugplatz in ihr Hotel, das ja in einer der vom Mob besetzten Straßen liegt, gegenüber dem Central World, neben dem Big C Rajdamri. Ab dem Central Chitlom sahen wir die Reihen der Zelte und der Ess- und Verkaufsstände. Wir fuhren hinten herum durch das Parkhaus des Holiday Inn auf den Parkplatz des Arnoma ("We are open! The peacefull demonstrations do not affect access to our hotel!"). Das Hotel war menschenleer, keine Seele in der Lobby und im Restaurant. Statt vieler Kofferträger und Gruppen von Chinesen und Europäern standen nun zwei Damen am Empfang und ein Mann für alles erschien, der die Koffer nahm und uns aufs Zimmer brachte. Der Wunsch nach einem Raucherzimmer wurde abgelehnt, da die oberen Etagen geschlossen sind.
Vor dem Hotel standen ein paar Sicherheitsleute, zwei Hotelköche boten auf der Straße Essen an und ein freundlicher Kellner wollte uns an die Tische einladen. Vor drei Jahren hatten wir hier einen fröhlichen Silvesterabend unter einer Menschenmasse gefeiert. Nun nervte das laute Geschrei des Einpeitschers und die lärmende Musik. Jedes mal wenn der Name Thaxin fiel, erhob sich ein hässliches Pfeifkonzert. Auf der Straße schlenderten ein paar Menschen an den zahlreichen Verkaufsständen vorbei. Viele Familien hatten ihren gut bezahlten Wochenendausflug schon beendet. Später trafen wir im Hotel eine Handvoll gut situierter Demonstrantinnen aus der Südprovinz Chumphon, die offensichtlich hier wohnten. Die edlen Fahrzeuge vor dem Eingang trugen auswärtige Nummernschilder.
Wir gingen hinüber ins Big C um zu essen und einzukaufen. Die Beiden wollten auch noch beim Super Rich Geld wechseln. So weit mussten wir nicht laufen, denn auch im Big C befindet sich eine Super Rich Wechselstube. Allerdings mussten wir warten, da die einzige Angestellte beim ersten mal 15 Minuten Pause machte und später zum Essen fort war. Für den Euro gab es übrigens 44 Baht. (Gegenüber dem Schalter gibt es ein Geschäft für eine Creme, die für alles gut sein soll, von Kopf- über Bauch- zu Zehenschmerzen und die selbst gegen Moskitos hilft. Man kann sie sich auch kostenlos gleich einmassieren lassen. Wir bekamen dazu noch einige Riechstifte umsonst.) Wir aßen günstig in einem Restaurant neben dem Food Court und kauften im Big C ein. Wir sehen ja da auch immer nach reduzierten Milchprodukten. Das ganze Kaufhaus war still und gewiss nicht überlaufen. Es fehlten die Scharen von chinesischen Touristen.
Kurz vor Acht machten wir uns auf den Weg zur Airport Link Station Rajaprarop. Während die Händler am Pratunam schon einpackten, gingen die Geschäfte auf der Demomeile bestens. Kleider, Schuhe, Uhren, Spielzeug, Kinderkleidung, alles gibt es wie auf dem Jahrmarkt. Ohne Bedenken schlenderten auch wir da durch und kauften zwei Beutel Schweinehaut für 50 Baht. Meine Abneigung gegen die gezeigte politische und gesellschaftliche Meinung konnte ich leicht beiseite stellen. Was blieb ist eher ein metaphysisches Unbehagen, das Bedauern, dass Menschen einem/dem Verführer folgen ohne Wissen und Gewissen. Es wird keine Lösung geben für diesen Konflikt wie auch für die anderen Kriege und das Chaos in der Welt. (Ein Blick in die Zukunft gewährt
dieses PDF.) Nicht so lange die Menschen von zwei Grundhaltungen, die zu Religionen wurden, ablassen: dem Glauben an die Berechtigung und Notwendigkeit von Obrigkeit und von Geld. Aber das sprengt jetzt den Rahmen des Threads.