Marco hat geschrieben:Nichtwissen schützt vor Dummheit nicht, mein lieber Tramaico.
Ist Dir in all den Jahren in Thailand noch nicht aufgefallen, dass alle Kleider gedreht werden, bevor man sie wäscht? Hast Du Dich auch schon gefragt, warum dem so ist? Die Thais kannst zwar fragen, ob sie es aber wissen möchte ich jetzt nicht beurteilen.
Die Waldmönche in Ubon (Schüler von Ajahn Chah) können Dir ganz genau erklären wie es sich mit den 32 Körperteilen verhält. Frag nach Kāya-gatā-sati-bhāvanā-pātho

Schau Marko, Wissen mag zwar im Volkmund Macht bedeuten, aber manches Wissen ist manchmal von keinerlei Relevanz sondern nur unnoetig irritierend. Fuer nichts und wieder nichts.
Manchmal haengt meine Frau meine Poloshirts nach dem Waschen linksrum auf die Buegel und wenn ich sie im Halbdunkeln dann anziehe, dann gehe ich mit dem Waescheinnenschild auf dem Ruecken auf die Strasse. Das ist ein bisschen entwuerdigend. Somit ist doch eigentlich nicht wichtig warum gedreht wird, sondern nur dass gedreht wird, damit man die entsprechenden Massnahmen einleiten kann, um nicht als offensichtlicher Bozo durch die Strassen zu tigern.
Da ich keine 32 unreine Koerperteile habe, sehe ich keinen Sinn in einem Gespraech mit den Waldmoenchen in Ubon und muss auch nicht darueber meditieren. Es gibt in der Tat so unendlich viel nachzudenken, dass man sich nicht unnoetig verzetteln sollte. Okay, als Waldmoench in Ubon mag man mehr Zeit haben als ein arbeitender Familienvater in Bangkok und somit sind dann natuerlich die Prioritaeten ein wenig anders gesetzt.
Marco, ich weiss ja, dass Du in Ubon Doktrien studiert hast und Dir dieses auch was gebracht hast, aber wie erwaehnt, ich bin ja nicht Marco und Marco ist nicht Richard. Somit eruebrigt sich dann fuer Richard ein Gespraech mit den Waldmoenchen in Ubon und fuer die Waldmoenche sicherlich ein Gespraech mit mir. Sind zwei Welten. Wir haben eigentlich nur gemeinsam, dass wir Buddhisten sind. Vermutlich selbe Zielstellung, naemlich permanente Leidbefreiung und ein Leben in harmonischer Ausgeglichenheit. Aber hier kann ich natuerlich bei den Waldmoenchen nur vermuten.
Schau, gestern dachte ich ueber den Zustand der Erleuchtung nach. Es heisst, der Buddha haette sich eines Tages unter einen Baum gesetzt und solange meditiert, bis er erleuchtet wurde. Erleuchtet werden heisst ja eigentlich nur Erkenntnis gewinnen. Lediglich, dass man Abstand von jeglichen Extremen nehmen und ausschliesslich den Mittelweg beschreiten sollte. Das zu verstehen ist ja eigentlich recht leicht, aber die Umsetzung, also den Zustand der permanenten Harmonie zu erreichen ,ist ja das grosse Problem. Ergo, echte Erleuchtung ist im Leben gar nicht moeglich, denn alles ist ja vergaenglich und wir wissen nicht was das morgen bringt. Zwar mag ich derzeit absolut in seelischer Balance stehen, aber das kann ja in 1 Minute schon anders sein, weil da eine Riesenlaus ueber die Leber laeuft.
Ob einer wirklich absolute Erkenntnis gewonnen und umgesetzt hat, wird eigentlich nur in dem Augenblick klar, wenn derjenige fuer immer die Lichter schliesst. Bis zu diesem Augenblick ueben und irren alle nur. Das geht mir so, Dir und auch den Waldmoenchen in Ubon. Das einzige was uns unterscheidet ist lediglich der Weg, den wir beschreiten, um an das Ziel zu gelangen. Einer Deiner Lieblingsphrasen ist ja, "der Weg ist das Ziel", was meiner Ansicht nur bedingt richtig ist. Ziel ist Erkenntnis gewonnen und dieses Wissen umgesetzt zu haben, so dass wir am Ende des Weges mit einem Laecheln auf den Lippen auf die Episode Leben zufrieden zurueckblicken koennen. Hierfuer ist es auf MEINEM Weg nicht notwendig, mich mit 32 unreinen Koerperteilen zu beschaeftigen, stundenlang Mantras zu murmeln bzw. mich mit uboner Waldmoenchen auszutauschen.
Hm, Du bezeichnet mich als dumm, weil ich mich als Buddhist nicht mit den Doktrien des Buddhismuses auseinandersetzen. Das ist eine sehr oberflaechliche Anschauung, wie ich finde, denn wenn ich mich von MEINEM Weg abbringen lassen wuerde weil ich meine Moenche haetten das Wissen ueber die Zielerreichung gepachtet, dann waere dieses sicherlich dumm. Ich habe schon lange keine Fragen bezueglich der buddhistischen Lehre mehr. Eigentlich nur noch eine, ueber die ich noch ein wenig laenger nachdenken muss.
Schau, der Leitvater des Buddhismus hat vor ca. 2.500 Jahren gelebt und ist zur Erleuchtung gelangt. Vieles war natuerlich damals anders und auch Frauen hatten einen voellig anderen Stellenwet in der Gesellschaft und sicherlich wurde Ihnen in Bezug auf Bildung vieles in der Maennerwelt verweigert. Natuerlich hat die Welt nicht 2.500 Jahre stillgestanden und vieles ist heutzutage anders. Frauen sind mit Maennern absolut en par und manche sind den Maennern sogar intellektuell um Lichtjahre voraus. Fazit ist, dass der heutige Weg ansich anders sein sollte als damals vor 2.500 Jahren. Wissen die Waldmoenche aus Ubon das? Frage sie doch einfach mal, bei Deinem naechsten Treffen. Wuerde mich interessieren. Nee, nicht lebenswichtig fuer mich und somit nicht wert die Reise nach Ubon anzutreten. Waere kontra-produktiv, denn wer wuerde sich in mener Abwesenheit um Haus und Hof, meine Familie, meine Tiere kuemmern. Abhaengig von der eigenen Situation muss jemand daher Prioritaeten setzen, die sehr unterschiedlich sein koennen. Auch in Bezug auf Erleuchtung.
Du scheinst noch ganz am Anfang des Weges zu stehen, lieber Marko, trotz Deiner Moenchszeit in Ubon. Vielleicht haettest Du mit der Robe nicht auch noch gleichzeitig Scheuklappen anlegen sollen, ausser dieses haette DICH, nicht mich, tatsaechlich weitergebracht. Derzeit scheint sich Dein Wissensstand lediglich auf Doktrien zu beziehen, die aber in der buddhisten Lehre voellig bedeutungslos sind.
