Nein, Tom und Henk. Ich hab nicht viel getan. Dem Italiener gebürt dieser Respekt. Er macht sie sauber, wäscht sie und bemuttert sie regelrecht. Und hätte er sich nicht engagiert, hätte ich auch nichts mitbekommen. Spätestens wenn er dann anfängt, wie lustig sie frührer war, bricht er aber auch immer in Tränen aus.
Nein, mich haut das nicht (mehr) um. Ich habe so viel Elend in Asien gesehen, besonders in Kambodscha, gefolgt von einigen burmesischen Schicksalen. Allerdings ist es ein schwieriger Prozess, verstehen zu lernen, dass man nicht jedem helfen kann. Ich hatte es gerade an anderer Stelle wo geschrieben: es mag vielleicht nicht mal ein Tropfen auf den heissen Stein sein, aber dennoch: vielleicht motiviert es den einen oder anderen, wenn er so was in seinem Umfeld mitbekommt, auch was zu unternehmen. Dass man wegsieht, ist ja nicht unbedingt was verwerfliches. Manche haben Berührungsangst oder denen ist´s tatsächlich zu heftig.
Ich weiß aber, dass sich auch viele andere kümmern, wenn sie können. Ich denk, unterm Strich kommt da schon ziemlich viel Hilfe zusammen, denke ich, und dann ist es auch kein Tropfen auf den heissen Stein mehr.
Was mich ärgert sind die großen NGOs, aber auch die Pseudo-Helfer und Volunteers. Das ganze System stinkt bis zum Himmel. In Thailand bekam ich von einem die Antwort, wieso es immer die neusten und grössten Pickups und SUVs sein müssen, folgende Antwort: man bekommt ein Budget für eine Region oder ein Projekt. Verbraucht man das Geld nicht, wird gekürzt. Außerdem wird das Geld einer Organisation durch viele Länder gereicht. Jedesmal dürfen Verwaltungsgebühren eingestrichen werden.
Geht das Geld als von Deutschland durch 5 weitere europ. Länder und jedes nimmt 5 Prozent Verwaltungskosten, kann man sichs ja ausrechenen. Dazu kommen Prachtbauten wie die ehem. Botschaft von Brunei in Laos, wo jetzt World Vision residiert.
Die verteilen ürbrigens Gelder an kleine Pseudo-NGO-Haufen. In Mae Sot finanzieren sich so ein paar Amerikaner ihren jahresurlaub dort. Sie haben zu WW gesagt, sie kümmern sich um die Straßenkids. Dann gab es Geld, wofür ein schickes Holzhaus im Zentrum der Stadt angemietet wurde und ein netter Rangerpver kekauft wurde.
Als ich mich dort um Straßenkids gekümmert hatte, haben sie mich mit nem Mädchen im Supermarkt gesehen und mich angesprochen, was das soll. Sie konnten ja nicht wissen, dass die Thai daneben meine Freundin war. Ich solle besser ihnen Geld geben, denn ich wüsste gar nicht, was ich tue. Ich sagte irgendwann später, komisch, das ist genau, was ich von Euch denke.
Alle Straßenkids beim Betteln vor den 7/11s, keine Streetworker, keine Hinweisschilder an den 7/11s, dass die Kids versorgt wären, auch ansonsten nichts. Ich hatte Zusammenarbeit angeboten. Da hiess es, keine zeit, weil man (alle) bald wieder nach Hause in die USA müsse. Was ist passiert? Nichts. Außer dass ein paar Endzwanziger nen schönen Urlaub haben.
Hier in Kambodscha steigt die Zahl der Waisenhäuser in Relation des Touristenzuwachses. Viele haben erkennt, dass man so gut leben kann. In Gusthouses und Hotel werden Flyer ausgelegt zum Besuch eines Waisenhauses. Es ist ein regelrechter Waisenhaus-Tourismus entstanden. Zahlen von der UN sagen, dass 80 prozent der Kids gar keine Vollwaisen sind, sondern entweder Eltern, für die das so bequemer ist oder Halbwaisen oder getrennte Oaare, die mit den Kindern nix mehr anzufangen wissen.
Die werden dann schön zerlumpt zu den Besichtigungsterminen präsentiert, es kommt Kohle rein und eine Woche später sind die Kids nochgenauso zerlumpt, sonst würde es ja nicht ziehen. Dazu kommen die Hexenjäger: wenn Du als Mann einem Kind in der Öffentlichkeit Geld in die Hand drückst oder in einem Khmer Restaurant was zu Essen kaufst, kann es passieren, dass Du von besonders fleissigen NGO´s als Pädo denunziert und verhaftet wirst. Das kommt dann (ungeprüft) in die Schlagzeilen und spült ungemein viel Geld in die Taschen.
Klar, dass die Khmer-Regierung mitmacht, denn die lassen sich genauso fürstlich entlohnen. Bezugnehmend auf das offene Geheimnis (ebenso wie in Kambodscha ist es so auch in Thailand, Laos oder Myanmar, Vietnam), dass mindestens 80 Prozent der Kids von Asiaten zu GV gezwungen werden in Form als Kinderprostituierte, wird nichts unternommen. Schließlich würden die einen aus dem Land werfen, man könnte keinen Waisenhaustourismus und keine Hexenjagd mehr veranstalten, in der Folge weniger Geld.
Aber irgendwie dringt das alles nicht ins Bewusstsein der Menschen. uch mir wurde schon unterstellt, ich wolle mich nur bereichern. Ich wollte damals so ne Art Hilfsfond einrichten für mega-dringende OP´s, wo Menschen strben mussten, weil es kurzfristig nicht möglich war, 40 oder 50 Dollar für die OP aufzutreiben.
Also mach ich es, so weit möglich, nur mit eigenem Geld oder falls es Bekannte sind, die mich kennen und wissen, dass wirklich alles den Menschen zugute kommt. Ich habe mir auch überlegt, meinen Job an den Nagel zu hängen und nur noch zu helfen. Geht aber nicht. ich kann nicht von Luft und Liebe leben und muss meinen Unterhalt und meine Altersvorsorge auch irgendwie reinholen. Würde ich jetzt Vollzeit helfen, müsste ich das ebenfalls über Spenden abdecken oder über Projekte. ich hab das mal in Thailand versucht. Einem körperlich stark verstummeltem Mann und seiner Familie habe ich geholfen, in dem ich seine Bilder gekauft und weiterverkauft hatte.
Dennoch wäre es auch dort nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich dem Vorwurf der Selbstbedienung ausgesetzt gewesen wäre. Also bleib ich dabei und versuch so was nebenbei zu machen und möglichst nur aus meiner Tasche zu zahlen.
Und mich haut das nicht um. Im Gegenteil. Es ist ein so tolles Gefühl wie jetzt mit dieser sterbenden Frau, wenn man sieht, dass sie plötzlich trotz ihrer Situation wieder Lächeln kann. Das ist unbeschreiblich und toll.
Würde ich hier bleiben, würde ich wirklich ein Hospiz einrichten hier in Sihanoukville. Vielleicht klappt das auch noch, ich muss mal sehen. Das problem ist, die Pläne sind so weit beschlossen, dass es nächstes Jahr im Juli komplett auf die Philippinen geht (im Moment ist zu kurzfristig und während der Highseason brauch ich nicht nach nem schönen Haus schauen).
Jetzt bin ich halt am Überlegen, ob ich das vielleicht noch hinbekommen könnte. Aber mal schauen. Ich bin überzeugt davon, dass auch so noch sehr viel kommen wird zum Helfen. Hier und auf den Philippinen. Hier in Kambodscha gibt es keine wirklichen Einrichtungen für geistig verwirrte Menschen. Die leben ebenfalls auf der Strasse. Hier sind zwei Frauen unterwegs (die würden sogar wirklich passabel ausschauen), aber irgendwie (zu viel Ice oder Yaba oder ich weiß auch nicht) haben die nen Schlag weg. laufen zum Teil splitternackt hier rum, verrichten ihr Geschäft mitten auf der Fahrbahn usw.
Also, es gäbe durchaus noch Handlungsbedarf. Aber wie gesagt, ich muss mal schauen. Mein Plan ist, mich noch mehr auf mein Geschäft zu kümmern, so dass ich vielleicht bis Ende des Jahres in der Lage bin, 1 - 2 tausend Dollar abzuzwacken im Monat. Da könnte ich dann noch mehr bewegen (und besser mehr arbeiten als Leute um Geld fragen und mich den genannten Vorwürfen aussetzen).
Und weshalb ich das mache: ich hab kein Gutmenschensyndrom. Aber ich kann einfach nicht wegschauen

Im Prinzip ist ja sogar meine Freundin ein Sozialprojekt

7 oder 8 jahre im Milieu haben ihre Spuren auf sehr negative Weise hinterlassen. Gerade versuche ich ihr Deldsummen in normalen Relationen zu sehen beizubringen. Auch nicht leicht. Aber sie hat gutes Potenzial. Allerdings gilt auch hier: ich hab die ganzen Schulden übernommen, es wurde auch wieder was geliehen, aber jetzt ist der hahn erst mal zu. Und wenn ich das nicht innerhal von ein paar Monaten auf die Reihe bringe, muss ich ihr leider sagen, dass es keinen Wert hat und sie bitte zurück soll. Hab ich auch schon angefangen, ihr so zu sagen.