Diplomatischer Krieg mit Thailand

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tom
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#11

Beitrag von tom »

DisainaM hat geschrieben:deswegen kann ich bei Deutschen weniger den Gewinn, als mehr den Verlust sehen
Dies sehe ich durchaus auch so. Die Aktion mag kurzfristig bei ein paar Leuten Freude oder Zustimmung ausüben, mittelfristig wird sie den Deutschen nur schaden. Man stelle sich mal vor, Merkel macht irgendwo einen Auslandsbesuch und dann wird dort die Regierungsmaschine einbehalten, weil irgendwelche Forderungen an Deutschland bestehen... Niemand würde so etwas machen, wenn man an einer guten Zusammenarbeit mit Deutschland interessiert ist. Von dem her: da könnte für deutsche Staatsbürger schon ganz plötzlich eine unangenehme Retourkutsche kommen.

Gruss Tom
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DisainaM
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#12

Beitrag von DisainaM »

AlHash hat geschrieben:@DisainaM,

wieso unterschlägst Du einen Teil der Meldung aus dem Spiegel Artikel aus Posting 7?
Mit der Pfändung der Maschine hat der Insolvenzverwalter bei den Behörden in Thailand aber offenbar Eindruck gemacht. Ein Sprecher des Außenministeriums in Bangkok sagte, die Regierung wolle die Angelegenheit so schnell wie möglich bereinigen. "Wir sind betroffen über das, was passiert ist", sagte Thani Thingphakdi. "Es muss sich um ein Missverständnis handeln. Die Behörden meinen, die Maschine sei Eigentum der thailändischen Regierung, aber in Wirklichkeit gehört sie Ihrer Königlichen Hoheit, dem Kronprinzen.
Wer sagt denn, daß Berlin einen "symbolischen Krieg" will?

Verschwörungstheorien.....

AlHash
der Spiegel hat nachgelegt, deshalb war es bei meinem copy and paste noch nicht drinnen,

aber damit ist klar,
die Pfändung war unwirksam, weil der Gegenstand nicht dem Vollstreckungsschuldner, dem Staat Thailand gehört,
sondern einem Unbeteiligten, den Kronprinzen von Thailand, der unnötig brüskiert wurde.

zum Symbolischen Krieg,

der Insolvenzverwalter hatte bereits 2009 indirekt angekündigt, dass er diese Aktion durchziehen will,
die Bundesregierung war eingeschaltet, sich um Zahlung zu bemühen, also kann man davon ausgehen,
dass auch diese Aktion mit Wissen von Berlin ablief.

zappalot
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#13

Beitrag von zappalot »

ist der kronprinz nicht eh schon durch sein eigenes verhalten beim thai-volk brueskiert genug? so wie ich das mitkriege ist der gute mann beim volk extrem unbeliebt...
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hippo
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#14

Beitrag von hippo »

zappalot hat geschrieben:ist der kronprinz nicht eh schon durch sein eigenes verhalten beim thai-volk brueskiert genug? so wie ich das mitkriege ist der gute mann beim volk extrem unbeliebt...
Genau. Vor allem seit der Film vom Hundgeburtstag die Runde machte vor einigen Jahren.
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tomtom24
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#15

Beitrag von tomtom24 »

Jedenfalls sollte Schneider gut ueberlegen, je einen Fuss auf thail. Boden zu setzen. Die wuerden ihn bestimmt wegen LM und Gesichtsverlust auch gleich festhalten bzw. verhaften ;-D

Ausserdem: dann gibt's halt mal weniger Schmiergelder, wenn wirklich mal was bezahlt werden muss. 30 Mio. Euro ist auch nicht gerade wenig. Und dann noch die Zinsen daraus aus 20 Jahren.

Ich sehe den Schaden außerdem eher wo ganz woanders: das koennte andere auslaendische Investoren zurueckhaltender machen. Und das ist vielleicht auch ganz gut so.

Hier in Thailand wurden ja die Gesetze wegen Landbesitz auch immer wieder verschaerft. Gerade auch im Zusammenhang mit einer Company/Partnership mit Auslaendern. Da sind bestimmt viele Millionen Investitionen kaputtgegangen und die Thai-Regierung(en) hat es auch nicht interessiert.

Und zumindest liest es sich angenehm anders zur Abwechslung als "Deutschland zahlt die naechsten Milliarden fuer die Griechen". So nen Typen braeuchte man als Bundeskanzler. ;-D
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Loso
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#16

Beitrag von Loso »

Mal zu den Fakten:
Im Bereich des Einzugs ausländischer Forderungen wurde am 13.07.2009, basierend auf einem am 1.7.2009 ergangenen Schiedsgerichtsurteil, ein Betrag von € 36,1 Mio. der Regierung von Thailand in Rechnung gestellt. Es handelt sich um Schadensersatzansprüche zuzüglich Zinsen und Gebühren aus dem früheren Projekt "Don Muang Tollway".
Aus einem Artikel aus 2005 geht es um die Höhe der ursprünglichen Forderung:
München (Reuters) - Der Insolvenzverwalter des Baukonzerns Walter Bau will nach Angaben einer mit dem Vorgang vertrauten Person die thailändische Regierung über ein Schiedsverfahren zur Zahlung von bis zu 100 Millionen Dollar zwingen.

In einer vor kurzem übermittelten Klage verlange Insolvenzverwalter Werner Schneider 50 bis 100 Millionen Dollar im Zusammenhang mit einer Beteiligung von Walter Bau an der Betriebsgesellschaft für eine Maut-Autobahn von der Hauptstadt Bangkok zum internationalen Flughafen, sagte die Person der Nachrichtenagentur Reuters. An der Gesellschaft Don Muang Tollway Public Company halte Walter zehn Prozent der Anteile, 40 Prozent halte der Staat. Der Regierung werde vorgeworfen, unwirtschaftliche Mautgebühren festgesetzt zu haben. " Walter Bau kann nur zusehen, wie die Regierung aus politischen Gründen günstige Preise macht, die die Gesellschaft mit Verlusten wirtschaften lassen. Die Kredite können nicht mehr bedient werden, die Konzessionen sind praktisch wertlos" , hieß es.

Die sechsspurige Autobahn war in den 90-er Jahren unter Führung des später von Walter Bau gekauften Baukonzerns Dyckerhoff & Widmann (Dywidag) gebaut worden. Die Autobahn wird in einer so genannten " Private Public Partnership" betrieben. Neben Walter Bau und dem thailändischen Staat halten nach den Angaben thailändische Investoren 40 Prozent und der französische Baukonzern Vinci fünf Prozent der Anteile an dem Betreiberunternehmen. Vinci unterstütze die Klage von Walter Bau, sagte die mit dem Vorgang vertraute Person weiter.

Der Streit um den Betrieb der Autobahn-Gesellschaft währt nach Angaben dieser Person bereits seit längerem. Seit 2001 werde auch auf politischer Ebene versucht, den thailändischen Staat zur Zahlung zu bewegen. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) habe sich ebenso wie der deutsche Botschafter in Thailand mehrfach eingeschaltet. " Bisher ohne jede Reaktion" , hieß es. Der Streit werde sicher auch ein thailändisch-deutsches Wirtschaftstreffen belasten, das am Freitag in Berlin stattfinden soll.

Die Klage von Walter-Bau-Insolvenzverwalter Schneider sei vor einigen Tagen an das thailändische Wirtschaftsministerium übermittelt worden. Gemäß dem seit Oktober 2004 geltenden Investitionsschutzabkommen zwischen beiden Ländern ist für solche Fälle ein Schiedsgerichtsverfahren vorgesehen. Der nun erhobene Vorwurf laute auf Verletzung des Investitionsschutzes, sagte die mit dem Vorgang vertraute Person.

Walter Bau ist Anfang des Jahres in die Insolvenz gegangen. Mittlerweile sind große Teile des Augsburger Baukonzerns verkauft. Sollte Insolvenzverwalter Schneider aus dem Streit mit Thailand Geldzahlungen erhalten, würde dies der Insolvenzmasse für die zahlreichen kleinen Gläubiger zu Gute kommen. Die Banken von Walter Bau waren für ihre normalen Kredite und die in der Baubranche üblichen Avalbürgschaften weitestgehend mit Werten von Walter Bau abgesichert.

Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Schneider lehnte eine Stellungnahme ab. Auch das Bundeswirtschaftsministerium gab keinen Kommentar ab.
Die Frage, ob der Jet formal Privateigentum ist, ist m.E. juristisch der problematischste Teil der ganzen Angelegenheit. Sollte der blau-blutgespülte Berufs-Sohn da klagen, hätte Herr Schneider wohl schlechte Karten. Andererseits dürfte die thailändische Regierung Interesse daran haben, den Image-Schaden durch zügige Zahlung zu begrenzen. Wenn sich über einen längeren Zeitpunkt wieder der Gedanke in den Köpfen von internationalen Auftragnehmern der thailändischen Regierung festsetzt, dass es sich um einen mitunter unzuverlässigen Geschäftspartner handelt, werden höhere Risikoaufschläge fällig. Gerade eine neue Regierung muss daran interessiert sein hier Vertrauen zu schaffen.

Aus deutscher (Unternehmer-)Sicht ist so ein Fall leider auch eine Gradwanderung, die man sich bspw. mit China und Russland kaum leisten könnte: Einerseits muss jedes Unternehmen dankbar sein, wenn hier mal wieder Recht vor Willkür triumphiert - andererseits spielen niedere Instinkte (>Gesichtsverlust u. Rache) beim Geschäftspartner "ausländische Regierung" aus reinem Selbstschutz schon eine nicht zu unterschätzende Rolle (Aspekt der Nichtberücksichtigung deutscher Unternehmen bei qualitiativ und finanziell vergleichbar guten Auftrags-Angeboten).
Also sowohl pro und contra kann man nicht gänzlich von der Hand weisen.

Zu thailändisch-royalem Speichel-Lecken besteht dennoch kein Grund. Reiner Interessen-Konflikt, wo sich wohl wie richtig vermutet auch amtliche Stellen m.E. zu einem überaus günstigen Zeitpunkt für diese Massnahme entschieden haben.
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Volker
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#17

Beitrag von Volker »

Der Insolvenzverwalter macht schlicht seinen Job, naemlich so viel wie moeglich Forderungen einzutreiben,
um den Schaden bei Mitarbeitern, Lieferanten und Sozialkassen zu begrenzen.

Ich glaube nicht, dass der Sohn des Koenigs Diplomatenstatus geniesst. Aufgrund seiner Stellung
mag er so wahr genommen werden, aber sonst nichts.

In Deutschland herrscht Gewaltenteilung und das aus gutem Grund. So kann ein Gericht eine
Pfaendung anordnen, auch wenn es der Politik nicht in den Kram passt. Nicht auszudenken, wenn
Politiker den Richtern dazwischen fuschen.

Interessanterweise geht der Fall nicht durch die Nachrichten in Thailand. Schuldbewusstsein vielleicht?
Schade, dass Sohnemann sich weiter demontiert. Schade fuer Thailand.
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zappalot
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#18

Beitrag von zappalot »

die zensur diesbezueglich in thailand verstehe ich auch nicht. wenn ich im recht bin und mir wird meiner meinung nach unrecht angetan dann sorge ich doch fuer dafuer, dass so viele menschen wie moeglich davon erfahren. es sei denn, dass ich unrecht begangen habe, dann versuche ich auch die dinge unter den teppich zu kehren...
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Volker
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#19

Beitrag von Volker »

Deswegen schrieb ich es ja. Kann jeder sich selbst seine Gedanken machen.
Mit Arbeit kann man sich den ganzen Tag versauen.
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tomtom24
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Re: Diplomatischer Krieg mit Thailand

#20

Beitrag von tomtom24 »

Vielleicht hat man Angst, dass das unkontrollierbar wird: nach Veroeffentlichung solcher Nachrichten in Thailand kannst Du die Stoppuhr stellen, bis der erste Thai Lese Majeste fordert. Und das koennte sich schlecht auf die deutsch-thailaendischen Beziehungen auswirken. Wobei ich denke, dass Deutschland da mehr auf Thailand verzichten kann als umgekehrt. Stellt Euch vor, das Aussenministerium muesste diesbzgl. (eventuelle Repressalien gegen deutsche Buerger) eine Reisewarnung aussprechen.

Das wuerde sich wohl auch auf den Rest Welt und der meinung zu Thailand auswirken. Hier stosst das LM also endlich an seine Grenzen. Gut so.
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