von Matthias N. Klus, Pattaya/Köln
Wer den Willy die letzten 5 Jahre kannte, der wusste, der Willy hat Geld. Immer wieder lud er Fremde zum Bier und Schnaps ein, bezahlte alle Essen und zog um die Häuser.
Seit 2005 lebte er in Pattaya, vor allem auf der Naklua. Seine bevorzugten Kneipen waren im VIP-Center und der Soi 12, sein Investment im "Dom Eck", der heutigen "Garage".
Wer war eigentlich "Willy"? Ein Sohn eines Fremdenlegionärs, geschieden mit 2 Kindern, Jahrgang 1957.
Er beendete die Hauptschule, lernte nie einen Beruf und war ein Jahr beim BGS. Dort brach er ab, machte ohne Erfolg eine Kneipe auf und wurde später LKW-Fahrer.
Als seine Freundin die Beziehung beendete begann er zu trinken. Nun reifte die Idee eine Bank zu überfallen und nach Thailand auszuwandern..
Er legte sich mit einem gekauftem Pass eine neue Identität zu, seit dem war sein Name Kurt Flücht.
Hier muss nun eingefügt werden, ihm werden 2 Raubüberfälle und 2 versuchte Raubüberfälle vorgeworfen. Früher waren es immerhin 9 Überfälle.
Am 15.6.2005 überfiel er die erste Bank, dort erhielt er kein Geld da der Alarm ausgelöst wurde.
Allerdings ging er kurz darauf nach Thailand, eigentlich ohne Geld. Das wäre aber ziemlich unlogisch, doch vor Gericht fiel das nicht auf.
Die Staatsanwaltschaft hatte mit dem Verteidiger einen Kuhhandel geschlossen. 4 Überfälle werden zugegeben, der Rest fällt weg.
Aus 450 000 Euro Beute wurden "nur" noch 120 000 Euro.
2.Tat: Über ein Nebengebäude gelang er an die Sicherheitstür der Volksbank Kerpen-Türnich. Bis um 9:30 Uhr fesselte er alle ankommenden Mitarbeiter mit Kabelbinder. Er hatte bei allen Raubüberfällen eine Gaspistole dabei, jedoch nie jemanden verletzt.
In aller Ruhe wurden die Automaten und Tresore geöffnet, insgesamt kamen 45 000 Euro in die Tasche. Selbst als die ersten Kunden an die Scheibe klopften, der Willy zählte erstmal die Kohle durch. Dabei fand er das Farbbündel und sortierte es aus.
Immerhin reichte das Geld jetzt bis zum Jahr 2009. Achtung: Ironie!. Willy war jedes Jahr in Deutschland und "brachte" Geld mit. Dann war die Volksbank in Kerpen-Blatzheim an der Reihe. Hier bekam er von den 3 anwesenden Mitarbeitern die größte Summe, immerhin 75 000 Euro.
Aber es war nicht genug! Genau 2 Stunden später stand er wieder vor einer Bank, hier endete aber sein Glück.
Diese Bank hatte eine Sicherheitsschleuse eingebaut, der Mitarbeiter glaubte den Willy von früheren Überfällen erkannt zu haben. Er drückte den Alarmknopf und verfolgte den Willy bis auf die Strasse.
Erst als Willy mit seinem Mietwagen flüchtete verlor sich seine Spur.
Interessant war zu erfahren wie man dem Willy auf die Spur kam:
Der Erstkontakt soll zwischen dem Immigration Pattaya und dem BKA Bangkok erfolgt sein. Völlig unabhängig von Raubüberfällen wurde der Willy von einem pensionierten Kripobeamten aus Pattaya bei der Immigration angezeigt.
Die angefertigten Phantombilder wurden dem BKA nach Bangkok zugeschickt, doch diese nahmen das ganze nicht ernst. Von der Immigration wurden die Reisepassdaten übermittelt, doch gegen einen Herrn Flücht lag nichts vor. Erst später konnte man die Aus- und Einreisen des "Herrn Flücht" mit den Rauüberfällen in Zusammenhang bringen. Die Kölner Polizei hatte nach den letzten beiden Raubüberfällen vom 15.10.09 beim BKA Bangkok nachgefragt. Diese erhielten vom Immigration die Mitteilung das Herr Flücht nach Deutschland ausgeflogen ist. Nun war es ein leichtes den Willy am Flughafen zu verhaften, er war auf der Bordliste gestanden.
Seit dem 16.10.2009 sitzt Willy in Kölner U-Haft, der Prozess fand am 13. und 15.7.2010 vor der 13. großen Strafkammer am Landgericht Köln statt. Den Vorsitz hatte die Richterin Dr.Stolzenberg-Wolters mit den Beisitzern Dr.Vollmer und Schimanowski. Staatsanwalt war Wolfgang Heß, Jahrgang 1957, seit 19 Jahren Staatsanwalt in Köln. Als Pflichtverteidiger war Rechtsanwalt Ferner beauftragt.
Am ersten Prozesstag gab es keine Zeugen, alle Zeugenaussagen wurden verlesen. Am 2.Prozesstag traten 3 Kripobeamte als Zeugen auf. Diese machten Angaben über die Fahndung und Festnahme des Willy.
Auch persönlich musste Willy Niederlagen einstecken. Sein Sohn hat den Kontakt zu ihm abgebrochen, seine Tochter und die Exfrau sowie Exfreundin besuchten ihn nicht einmal im Knast.
Ausser dem Zeilenschreiber waren noch zwei Bekannte aus Thailand anwesend, jedenfalls für eine Stunde.
Nun beginnt der tiefe Fall vom bisher nicht vorbestraften Wilhelm R., der Staatsanwalt forderte 8 Jahre und 6 Monate Haft, sein Verteidiger stellte keinen Antrag. Das Gericht verhängte 8 Jahre und 6 Monate, genau wie vorab ausgehandelt. Somit kann der Willy nach 5 Jahren und 8 Monaten aus der Haft entlassen werden, die U-Haft wird angerechnet.
Gut sah er nicht aus, blass, eingefallene Wangen, schwere Augenringe und völlig abgemagert. Willy halt durch, immerhin hat er noch 10 - 15 000 Euro in Thailand, seiner Aussage nach.
Willy der Bankrüuber
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Re: Willy der Bankrüuber
jetzt hat er ja reichlich zeit an seinem aussehen etwas zu tun. ob sich die höhe des geldbetrag in TH bei behält bezweifle ich.garni hat geschrieben:
Gut sah er nicht aus, blass, eingefallene Wangen, schwere Augenringe und völlig abgemagert. Willy halt durch, immerhin hat er noch 10 - 15 000 Euro in Thailand, seiner Aussage nach.
Zuletzt geändert von doc-bryce am 17.07.2010 11:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Willy der Bankrüuber
Ich finde, er sollte viel länger dort einsitzen. Straftäter ist Straftäter.garni hat geschrieben: Gut sah er nicht aus, blass, eingefallene Wangen, schwere Augenringe und völlig abgemagert. Willy halt durch, immerhin hat er noch 10 - 15 000 Euro in Thailand, seiner Aussage nach.
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